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Zweifach-Problem in wenigen Tagen gelöst

Interdisziplinäre Zusammenarbeit hilft: Herzklappe repariert und Schrittmacher eingebaut.

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In den Hybrid-Operationssälen am HDZ NRW werden sowohl herzchirurgische als auch interventionelle Katheter-Eingriffe durchgeführt.
Die Fachbereiche arbeiten sowohl bei der Diagnose als auch in der Therapie eng zusammen.

„Mir geht es wieder gut. Dank der erfolgreichen Behandlung im HDZ habe ich wieder Freude am Leben“. Vor knapp zwei Jahren hatte das für Hedwig Kranich noch ganz anders ausgesehen. Die heute 84-Jährige aus dem westfälischen Hamm litt unter einer schwerwiegenden Herzklappenproblematik und heftigen Herzrhythmusstörungen. „Mir ging es damals richtig schlecht“.
Besonders belastend war, dass sich immer wieder Wasser in der Lunge und den Beinen angesammelt hatte. Der Hausarzt bzw. Kardiologe im Heimatort hätten ihr nicht mehr weiterhelfen können. „Selbst nach leichten körperlichen Belastungen fühlte ich mich schnell müde und erschöpft“. 

Die Entscheidung für die Behandlung im Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen sei „genau richtig gewesen“. Mit einem Herzkathetereingriff in der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/ Angiologie wurde bei ihr zunächst eine schadhafte Herzklappe versorgt. Kurze Zeit später erfolgte in der Klinik für Elektrophysiologie und Rhythmologie der Einsatz eines hochmodernen Herzschrittmachers. Durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit der beiden kardiologischen Kliniken im HDZ konnte das komplexe Herzproblem der Patientin so innerhalb weniger Tage gelöst werden. 

„Insgesamt war ich nur etwa eine Woche im Krankenhaus“, erinnert sich Hedwig Kranich: „Die Herzbeschwerden waren danach nahezu komplett weg. Für mich ist alles optimal gelaufen“.

Befund: Vorhofflimmern mit langsamen Herzschlägen

Oberarzt Dr. Thomas Fink kann sich an die Patientin noch gut erinnern. Der Befund Vorhofflimmern mit langsamen Herzschlägen bis unter 30 Schlägen in der Minute habe bei ihr die Versorgung mit einem Herzschrittmacher erfordert. Dr. Fink hatte zu dem Team gehört, das den kathetergestützten Eingriff durchgeführt hatte. Über einen zentimeterkleinen Zugang am Bein führte er zunächst eine hauchdünne Plastikschleuse bis zur rechten Herzkammer. Unter Einsatz einer Präzisionskamera wurde dort anschließend der für die Patientin geeignete Herzschrittmacher verankert. Das Hochleistungsgerät mit der Größe eines USB-Sticks wächst fest mit der Herzmuskulatur zusammen und sorgt automatisch dafür, dass das Herz im Bedarfsfall stimuliert wird.

„Der Charme dieses Eingriffs ist, dass sich alle Teile des Systems direkt im Herzen befinden“, erklärt Dr. Fink. Große Vorteile seien, dass keine Geräteteile außen platziert und auch keine Kabel durch die Herzklappen gelegt werden müssen. Dadurch sei das Infektionsrisiko deutlich reduziert. Nach außen sichtbar bleibe nur für kurze Zeit eine kleine Einstichwunde am rechten Bein zurück. „Die Patienten werden durch den Eingriff nur geringfügig belastet. Meistens fühlen sie sich schon nach wenigen Tagen gut erholt und wieder leistungsfähig“.

Bei Hedwig Kranich habe die Besonderheit darin bestanden, dass die Kollegen aus der HDZ-Kardiologie bei ihr kurz zuvor die so genannte Trikuspidalklappe repariert hatten, die zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer liegt. Wie ein Einlassventil verhindert eine gesunde und funktionsfähige Trikuspidalklappe, dass sauerstoffarmes Blut zurückfließen kann, während es von der rechten Herzkammer in die Lunge gepumpt wird. Die Klappe war bei der Patientin vergrößert und damit undicht, berichtet Dr. Fink: „Die Kollegen aus der Kardiologie haben das Problem gelöst, indem sie einen Metallring um die Klappe gelegt und damit gerafft haben. Danach konnte die Klappe wieder sicher und fest schließen“. Zur Verbesserung der Herzfunktion sei die Patientin anschließend mit einem Einkammer-Herzschrittmacher versorgt worden, der in der rechten Herzkammer platziert wurde. Anders als ein herkömmlicher Schrittmacher, bei welchem ein Aggregat unter dem Schlüsselbein platziert wird und eine oder mehrere Sonden über Venen zum Herzen geführt werden, habe dieses Gerät unter anderem keine Kabel, die durch die Herzklappen geführt werden müssen. „Somit hat auch keine Gefahr bestanden, dass die gerade reparierte Klappe bei dem Eingriff wieder geschädigt wird“, erklärt Dr. Fink. Entscheidend für den Erfolg sei, dass entsprechende Interventionen von den beteiligten Fachdisziplinen stets gemeinsam geplant und Hand in Hand durchgeführt wurden. „So haben wir eine perfekte Lösung für unsere Patientin gefunden“.

Der in der Herzmuskulatur platzierte Einkammer-Schrittmacher sorgt jetzt dafür, dass eine bestimmte Herzschlagfrequenz nicht unterschritten wird. So aktiviert sich ein zum Beispiel auf 60 Herzschläge pro Minute eingestelltes Gerät automatisch, wenn die Frequenz niedriger ist. Der Herzschrittmacher gibt dann einen elektrischen Impuls ab, um den Herzschlag wieder in den zuvor eingestellten Normbereich von 60 Schlagen und mehr zu bringen. Der bei Hedwig Kranich verwendete Einkammer-Herzschrittmacher wurde vor knapp zehn Jahren entwickelt und damals erstmals in Bad Oeynhausen bei einem Patienten eingebaut. Seitdem werde das System regelmäßig genutzt, berichtet Dr. Fink: „Der Einbau des Geräts gehört hier zu den bewährten Standardverfahren bei der Versorgung dafür geeigneter Patienten. Wer bei Herzklappenerkrankung unter Herzrhythmusstörungen leide, werde stets gemeinsam im Team der Spezialisten behandelt, um die optimal geeignete Therapie sicherzustellen.

Ein Kapselschrittmacher ohne Elektroden. Ein System der neuesten Generation wurde 2023 erstmals im HDZ NRW eingesetzt.
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