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Die Menschen gesund machen

Im Gespräch: Prof. Dr. Volker Rudolph, Direktor der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie im HDZ NRW.

6 Min.

Prof. Dr. Volker Rudolph, Direktor der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie.

Welche Erkrankungen werden in Ihrer Klinik behandelt? 

Das Spektrum der bei uns behandelten Herzerkrankungen ist sehr groß. Im Wesentlichen handelt es sich um Patientinnen und Patienten mit voraussichtlich zu operierenden Herzproblemen, bei denen die Diagnose in unserer Klinik noch genauer aufgeklärt werden muss. Dazu kommen Herzerkrankte mit sehr speziellen Fragestellungen – etwa, ob der Einsatz einer Herzklappe sinnvoll ist und wie ein entsprechender Eingriff am besten durchgeführt werden kann. Eine weitere große Gruppe umfasst Menschen, bei denen eine kathetergestützte Behandlung von Herzklappenerkrankungen erfolgen soll. Zudem werden in unserer Klinik häufig auch Herzkranzgefäßerkrankungen mit einer besonders komplexen Pro-blematik behandelt. Bei all diesen Eingriffen stimmen wir uns immer eng mit den Kolleginnen und Kollegen der Herzchirurgie ab, um gemeinsam sicherstellen zu können, dass in jedem Fall die individuell am besten passende Behandlungsoption gewählt wird.

 

Wo sind die Unterschiede zur Herzchirurgie?

Prof. Rudolph: In der Herzchirurgie erfolgt der Zugang durch einen größeren Schnitt. Die Eingriffe bei uns werden kathetergestützt ohne große offene Wunden durchgeführt, wobei wir zum Beispiel einen Aortenklappenersatz stets gemeinsam mit der Chirurgie durchführen. Die von uns praktizierte interdisziplinäre Zusammenarbeit macht auch deshalb Sinn, weil bei manchen Eingriffen nicht von vornherein klar ist, ob man wirklich komplett ohne chirurgische Verfahren auskommt. Für die Patientinnen und Patienten ist es optimal, wenn Kollegen aus beiden Fachgebieten beteiligt sind, die die Problematik mit ihrem besonderen Know-how jeweils am besten einschätzen können.

Müssen Menschen mit schweren Begleiterkrankungen mitunter erst auf einen Eingriff vorbereitet werden?

Prof. Rudolph: Das kommt vor, wobei man auch Risiko-Patienten etwa mit starkem Übergewicht oder einem Diabetes oft ohne eine längere Vorbereitungszeit behandeln kann. Voraussetzung ist aber, dass sie medikamentös eingestellt sind, bevor der Katheter-Eingriff durchgeführt wird. Hier sind wir in der glücklichen Situation, dass die im gleichen Haus angesiedelten Fachbereiche der Kardiologie und Diabetologie direkt an der Behandlung beteiligt werden können. So kann zu jeder speziellen Fragestellung schnell und unproblematisch ein passender Spezialist hinzugezogen werden. Das erhöht entscheidend die Wahrscheinlichkeit, dass die Patientinnen und Patienten nach einem erfolgreich verlaufenen Eingriff schnell wieder nach Haus gehen können.    

 

 

Können Sie die meisten Patienten heilen?

Prof. Rudolph: Auf jeden Fall gelingt es uns fast immer, ihr Wohlbefinden und die Prognose deutlich zu verbessern. Das gilt auch für Menschen mit einer chronischen Herzschwäche, deren Zahl wegen der im Schnitt immer älter werdenden Gesellschaft kontinuierlich zunimmt. Statt um eine Heilung geht es bei dieser Patientengruppe darum, ihnen das Leben zu erleichtern. Dies kann sehr gut durch die Kombination einer medikamentösen Therapie und den Einbau eines Herzschrittmachers gelingen, was uns im HDZ NRW mit sehr gutem Erfolg gelingt – auch dank der engen Abstimmung mit den Kollegen aus der nur wenige Meter von uns entfernten Klinik für Elektrophysiologie und Rhythmologie.

Hat es in Ihrem Bereich in jüngster Zeit besonders große Fortschritte gegeben?

Prof. Rudolph: Das gilt eindeutig für Klappenbehandlungen, die noch vor 15 Jahren ausschließlich herzchirurgisch therapiert worden sind. Heute werden in Deutschland Aortenklappen häufiger kathetergestützt als chirurgisch durchgeführt. Die somit reduzierte Belastung kommt vor allem älteren Patientinnen und Patienten sowie solchen mit schweren Nebenerkrankungen zugute. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch bei anderen Herzerkrankungen wie zum Beispiel Schädigungen der Trikuspidalklappe, die bei Risiko-Patienten wegen der hohen Komplikationsgefahr früher eher selten oder gar nicht behandelt worden sind. Heute verfügen wir über die technischen Möglichkeiten, diese Patienten mit Katheter-Verfahren sehr schonend und effektiv zu behandeln. Nicht zuletzt haben sich die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten von Herzschwächen deutlich verbessert.

 

Glauben Sie, dass künftig jeder Mensch 100 Jahre und älter  werden kann, wenn es allein nach der Herzgesundheit geht?  

Prof. Rudolph: Das ist vorstellbar, wobei es hier längst nicht nur auf das Herz ankommt. Sicher ist, dass sich die Überlebenschancen für Menschen mit einer Herzerkrankung innerhalb der letzten 20 Jahre enorm verbessert haben. Ich glaube, dass die Herzmedizin hier schon nah an dem dran ist, was maximal möglich ist. Potenzial für weitere Verbesserungen bei der Lebensdauer sehe ich für die nächsten 20 Jahre auch in anderen Bereichen – insbesondere bei der Gesundheitsprävention. Denn die beste Option ist immer, so zu leben, dass man erst gar nicht von einer Erkrankung betroffen ist.

Wie wichtig ist Ihnen der HDZ-Anspruch, ein Herzzentrum mit Herz zu sein?

Prof. Rudolph: Das ist für mich superwichtig – gerade deshalb, weil hier sehr anspruchsvolle Arbeit geleistet wird, die dem gesamten Team viel abverlangt. Um das mit voller Motivation täglich leisten zu können, muss man einfach auch Empathie für Menschen und Freude an der Arbeit mitbringen. Andererseits bekommt man durch die positiven Reaktionen auch jeden Tag wieder viel zurück. Ich versuche, meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diese den Menschen zugewandte Einstellung mit einem freundlichen und fairen Umgang stets auch selbst vorzuleben.

Warum fühlen Sie sich im HDZ NRW gut aufgehoben?

Prof. Rudolph: Medizin war tatsächlich immer das, was ich gern machen wollte. Der Job, den ich hier habe, ist genau so ausgestaltet, wie ich es haben möchte. Für mich persönlich erfüllt sich im HDZ NRW das, was ich mir in meinem Beruf gewünscht habe: Menschen mit gesundheitlichen Problemen helfen und möglichst viele heilen zu können. Vom Aufgabenbereich und den Möglichkeiten meiner Klinik bis zu dem gesamten Umfeld des Hauses passt dafür einfach alles bestens zusammen.

Warum arbeiten Sie in Bad Oeynhausen und nicht in Großstädten wie Berlin oder München? 

Prof. Rudolph: Das ist ganz einfach: Weil wir hier Medizin mit Herz machen. Für mich als Arzt ist entscheidend, dass die Arbeit im HDZ NRW im Wesentlichen von den medizinischen Notwendigkeiten bestimmt wird. Hier geht es darum, dass das getan wird, was unseren Patientinnen und Patienten hilft. Für mich war dies letztlich ausschlaggebend dafür, mich für Bad Oeynhausen zu entscheiden.  

Univ.-Prof. Dr. med. Volker Rudolph

Nach seinem Studium der Humanmedizin und Promotion an der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat Volker Rudolph zunächst in Jena, dann in der kardiologischen Klinik der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf sowie mit außerplanmäßiger Professur an der Universität zu Köln gearbeitet, wo er von 2014 bis 2018 Stellvertretender Klinikdirektor der Kardiologischen Universitätsklinik war.  

Als Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie verfügt er über die Zusatzausbildung für Internistische Intensivmedizin und ist seit 2016 Stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises Interventionelle Mitralklappentherapie in der Deutschen Fachgesellschaft für Kardiologie.  

Seit 2018 ist er Direktor der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie am HDZ NRW in Bad Oeynhausen.  

Prof. Rudolph hat von 2007 bis 2009 einen zweijährigen, von der Deutschen Herzstiftung geförderten Forschungsaufenthalt am Institut für Pharmakologie und chemische Biologie der Universität Pittsburgh (USA) absolviert.  

Er leitet die wissenschaftliche Arbeitsgruppe „Inflammation und Myokard“, die sich mit der Entwicklung neuer Ansätze für die Therapie der Herzschwäche beschäftigt. Die Forschungsarbeit setzt er mit seinem Team am Agnes Wittenborg Institut für translationale Herz-Kreislaufforschung im HDZ NRW fort.    

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