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Kontinuierliche Weiterentwicklung

Im Gespräch: Prof. Univ. (assoc.) Dr. Eugen Sandica, Direktor der Klinik für Kinderherzchirurgie und angeborene Herzfehler. 
Gemeinsam mit Prof. Dr. Stephan Schubert leitet er das Zentrum für angeborene Herzfehler und Kinderherzzentrum am HDZ NRW, Bad Oeynhausen.

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Prof. Univ. (assoc.) Dr. Eugen Sandica ist Direktor der Klinik für Kinderherzchirurgie und angeborene Herzfehler.

Welche Indikationen werden in Ihrer Klinik behandelt?

Wir behandeln Patienten mit angeborenen Herzfehlern von der Geburt bis ins Erwachsenenalter. Die Indikationspalette ist sehr vielfältig. Zu den häufigen Eingriffen zählt in der Herzchirurgie zum Beispiel, dass ein Loch im Herzen verschlossen wird. Dazu kommen auch sehr komplexe Operationen, etwa mit Einsatz von Unterstützungssystemen oder auch einer Transplantation. 

Kann das HDZ diesen Patienten besser helfen als andere Krankenhäuser? 

Im HDZ sind wir in der Lage, aufgrund unserer auf die Herzchirurgie ausgerichteten Strukturen alle Herzerkrankungen optimal zu behandeln. Das gilt für Operationen aller Altersstufen, d.h. vom Neugeborenen über Kinder und junge Erwachsene sowie bei älteren Patienten.  

Unser Anspruch ist, allen Patientinnen und Patienten mit einem angeborenen Herzfehler helfen zu können. Das können andere, darauf nicht spezialisierte Krankenhäuser, einfach nicht leisten.

Wo hat es in Ihrem Bereich deutliche Weiterentwicklungen gegeben?

 Als Erstes fällt mir hierzu ein, dass Operationen in der Herzchirurgie früher fast immer mit Herz-Lungen-Maschinen durchgeführt wurden. Dank neuester Technik und Verfahren wurde die OP-Belastung für unsere Patientinnen und Patienten deutlich verringert.  

Heutzutage können viele Operationen am offenen Herzen vermieden werden durch ein interventionelles Herzkatheterverfahren. Ebenfalls kann durch eine immer wieder verbesserte OP-Technik bei Herzklappenoperationen jetzt häufig eine Rekonstruktion der Klappe anstatt eines Klappenersatzes erfolgen. Für Babys und Kleinkinder wurde die Weiterentwicklung der Herz-Unterstützungssysteme forciert; so können auch unsere Kleinsten die Wartezeit zu einer Herztransplantation (HTx) überbrücken.

Ein Drittel der Patienten wird inzwischen direkt nach erfolgter Operation noch im OP-Saal von der künstlichen Beatmung genommen (extubiert), was die Genesung deutlich erleichtert.

Ist die Behandlung von Babys und Kleinkindern etwas Besonderes für Sie?

Ja, natürlich. Die Operation von Neugeborenen gehört für uns zwar zum Tagesgeschäft, ist aber jedes Mal wieder eine besondere Herausforderung. Dank unserer überragend hohen Erfolgsquote werden wir von zahlreichen Kliniken weit über unsere Region hinaus gebeten, Neugeborene mit angeborenen Herzfehlern schnellstmöglich zu behandeln. Die zuweisenden Kliniken wissen, dass wir in der Lage sind, alle herzchirurgischen Eingriffe auf höchstem medizinischen Niveau durchzuführen. Das gilt im Übrigen für alle Neugeborenen – inklusive der Babys, die mit Untergewicht oder deutlich zu früh auf die Welt gekommen sind und dringend eine Herzoperation fürs Überleben brauchen.

Können Sie immer mehr Patienten mit angeborenen Herzfehlern heilen?

Ja, das ist unser Ziel. Es gibt angeborene Herzfehler, die wir heute mit einer einzigen Operation behandeln können. In anderen Fällen sind dafür mitunter mehrere Eingriffe erforderlich. Entscheidend ist, dass wir den Patienten – unabhängig von der jeweiligen Erkrankung – mit unseren Möglichkeiten zu einer guten Lebensqualität verhelfen. Um das sicherstellen zu können, sind auch nach der OP regelmäßige Untersuchungen und Kontrollen sowie mitunter auch noch ein weiterer Eingriff nötig. Inzwischen kann ein Großteil der hier im HDZ operierten Menschen nach der Behandlung ein normales Leben nahezu ohne Einschränkungen führen.

Wird es innerhalb der nächsten zehn Jahre weitere  Verbesserungen geben? 

In einigen Bereichen haben wir vermutlich eine Grenze erreicht. Hier können wir den Patienten schon jetzt optimal helfen. In anderen Bereichen versuchen wir weitere Verbesserungen zu entwickeln – zum Beispiel bei Herzschädigungen, die eine Transplantation unumgänglich machen. So sind wir heute mit Hilfe spezieller Unterstützungssysteme in der Lage, den häufig stark belasteten Kreislauf des Patienten vor einer Transplantation soweit zu stabilisieren, dass die OP-Prognose deutlich verbessert wird.

Warum ist das HDZ die erste Adresse für die Behandlung  angeborener Herzfehler?

Das ist vollkommen klar. Die herausragend guten Behandlungsergebnisse und die große Erfahrung sprechen für uns. Die durchweg positiven Rückmeldungen zeigen, dass unsere Patienten sehr zufrieden sind. Entsprechend lang ist die Warteliste von Menschen, die dringend zu uns kommen möchten. Auch wenn das nicht immer leicht ist, versuchen wir immer, allen Patienten rechtzeitig zu helfen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind.

Was macht Sie persönlich glücklich und zufrieden an einem Arbeitstag? 

Wenn ich nach einer erfolgreichen Operation ein Kind untersuche und sehe, dass es ihm nun deutlich besser geht und es schon wieder mit anderen Kindern spielen kann.

Für mich und das ganze Team ist das immer wieder eine Bestätigung, dass wir hier im HDZ durch unsere Arbeit vielen Menschen zu einem besseren und längeren Leben verhelfen.

 

Prof. Univ. (assoc.) Dr. Eugen Sandica  

Prof. Sandica hat sich auf beruflichen Stationen in Österreich, Ungarn und den USA auf den Bereich Herz- und Thoraxchirurgie spezialisiert. An renommierten Kinderkliniken in Birmingham und London sammelte er Erfahrungen in der Kinderherzchirurgie.  

2008 wird das Zentrum für angeborene Herzfehler/Kinderherzzentrum am HDZ NRW gegründet, das die ärztlichen Direktoren Professor Sandica (Chirurgie angeborener Herzfehler) und Professor Kececioglu (Kinderkardiologie) gemeinsam leiten. Das neu gegründete „Department für die Chirurgie angeborener Herzfehler“, ab 2011 dann namentlich „Klinik für Kinderherzchirurgie und angeborene Herzfehler“, wird seitdem von Prof. Sandica als ärztlichem Direktor geleitet. Im wissenschaftlichen Bereich hat sich Prof. Sandica mit herausragenden Arbeiten national und international einen ausgezeichneten Ruf erworben.  

Unter anderem wurde er 2021 von der Universität für Medizin und Pharmazie in Bukarest zum „Associate Professor“ im Fachbereich Herz- und Gefäßchirurgie ernannt. 

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