Unser Institut arbeitet als interaktiver Baustein mit allen operativen und interventionellen Partnerabteilungen aus der Kardiologie, Elektrophysiologie, Herz- und Thoraxchirurgie, Rhythmologie und der Diabetesklinik zusammen. Wir sorgen dafür, dass die Sicherheit unserer Patienten und Patientinnen durch ein hochspezialisiertes perioperatives Narkosemanagement während der Operation und auch danach gewährleistet ist.
Wir sind schon im Vorfeld der Operationsplanung involviert, indem wir zunächst eine Risiko-Stratifizierung für unsere Patienten und Patientinnen durchführen. Dazu gehört unter anderem, dass wir alle Organfunktionen überprüfen. Auf dieser Grundlage planen wir für jeden Patienten im Hochrisikobereich eine individuelle Narkosestrategie.
Das Institut im HDZ NRW – angesiedelt an der Ruhr-Universität Bochum – hat den bundesweit einzigen Lehrstuhl für Kardioanästhesie. Es verfügt über ein hochspezialisiertes Team von Oberärzten und Fachärzten für Anästhesiologie, die eine langjährige Expertise für die Herz- und Lungenanästhesie mitbringen. Darüber hinaus gibt es hier im HDZ ein großes Kinderherzzentrum, für das in der Anästhesiologie ebenfalls spezielle medizinische Kenntnisse und Erfahrungen erforderlich sind. Unsere erfahrensten Oberärzte trainieren neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem europäisch abgestimmten Ausbildungsprogramm unter Berücksichtigung neuester Erkenntnisse im Bereich der Herzmedizin, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Das Ganze funktioniert wie ein hochleistungsfähiger Bildungsmotor.
Wir behandeln im HDZ besonders vulnerable Patienten. Die Bandbreite reicht von gerade geborenen Kindern bis zu sehr alten Menschen mit Herzerkrankungen, die sich mitunter in einem sehr schlechten gesundheitlichen Allgemeinzustand befinden. Wir verfügen über alle medizinischen Möglichkeiten, diesen schwer kranken Patienten optimal helfen zu können.
Ein wichtiger Punkt ist hier die langjährige Erfahrung. Immerhin besteht das Zentrum für Kardioanästhesie im HDZ ähnlich wie der wissenschaftliche Arbeitskreis Kardioanästhesie unserer deutschen Fachgesellschaft DGAI schon seit mehr als 30 Jahren. Wichtige Erkenntnisse aus der Kardioanästhesie wie zum Beispiel die Wahl der Narkoseführung, die Auswirkungen von Temperatur auf physiologische Organfunktionen und das Monitoring der Herz-Kreislaufüberwachung sind auch auf die Intensivstation übertragbar. Bei sehr kranken und geschwächten Patienten muss die Narkoseführung bei einer Operation besonders genau und individuell auf den Patienten abgestimmt sein. Dazu gehört unter anderem auch, dass man die negativen Effekte der Narkotika möglichst gering hält.
Die Anästhesiologie sorgt für eine Patientensicherheit auf höchstem Niveau. Dabei ist entscheidend, dass das OP-Team klar und konsistent miteinander kommuniziert und zusammenarbeitet.
Wir arbeiten an einer kontinuierlichen Verbesserung der Risiko-Stratifizierung – zum Beispiel mit Gebrechlichkeitsüberprüfungen und Frühalarmierungssystemen, um dann sofort mit Präventions- oder Interventionsmaßnahmen einzugreifen.
Die ist absolut entscheidend für den Behandlungserfolg. Sie beginnt eigentlich schon mit dem Hausarzt, dem zuweisenden Arzt sowie beim Patienten selbst. Da wir den Patienten zum Teil erst kurz vor der OP sehen, ist es wichtig, dass wir gestützt auf die Infos der zuweisenden Ärzte planen können, wie etwa der Blutdruck, der Blutzucker sowie die Medikamentengabe optimal eingestellt werden können. Ein großes Problem ist nach einer Narkose weiterhin das so genannte postoperative Delir. Zur Risiko-Verringerung sorgen wir im HDZ für eine sehr gut wirksame Prävention. In Absprache mit den Krankenkassen führt ein CO-Management-Team seit einigen Jahren ein Test-Assessment durch, bei dem überprüft wird, wie der funktionelle und kognitive Status des Patienten ist – ob er beispielsweise Gewicht abgenommen und eine gute Handkraft hat. Wenn festgestellt wird, dass es sich um einen Risiko-Patienten handelt, wird das Narkoseregime inklusive des Monitorings und der Überwachungsmaßnahmen entsprechend angepasst.
Ich denke, dass wir künftig etwa bei Frühalarmierungssystemen vermehrt die Künstliche Intelligenz nutzen werden. Dazu läuft im HDZ NRW bereits ein international beachtetes Forschungsprojekt. Die künstliche Intelligenz wird in diesen und anderen Bereichen auch in zehn Jahren keinen Arzt ersetzen, wird uns aber bei der Entscheidungsfindung sicher zunehmend helfen.
Ganz wichtig ist es, Vertrauen aufzubauen. Dafür sind meistens keine stundenlangen Gespräche nötig. Entscheidend ist, gezielt zu erfragen, wovor sich der Patient konkret fürchtet und er dabei nachempfinden kann, dass auch wir wissen, in welch existenzieller Situation er sich befindet. Oft ist es so, dass ein Patient selbstständig mit dem eigenen Auto in die Klinik kommt. Dort wird er von der ersten Untersuchung bei uns bis hin zur weiteren Behandlung von jetzt auf gleich weitgehend durch die erforderlichen medizinischen Maßnahmen fremdbestimmt. Bei vielen Patienten sorgt das natürlich für große Verunsicherung und psychische Belastung. Umso wichtiger ist, dass wir von Anfang an vermitteln, dass wir alles tun, damit unser Patient die Klinik nach der Behandlung wieder selbstständig verlassen kann. Wenn dies gelingt, ist das meistens schon eine gute Basis, weil dies viele Menschen vor und während eines Klinikaufenthalts am meisten beschäftigt.
Weil im gesamten HDZ ein gutes Team zusammenarbeitet, das die Vision hat, zukunftsweisende Standards zu setzen und sich immer weiter zu verbessern. Hier stehen immer Patientensicherheit und das Wohl der Patienten, die sich uns anvertrauen, im Mittelpunkt.
Ich bin zufrieden, wenn es meinem Team gut geht und es gelingt, den von uns vorangetriebenen Bildungsmotor auch auf andere Berufsgruppen zu übertragen. Ich freue mich, wenn alle reibungslos zusammenarbeiten und verstehen, warum sie eigentlich hier sind: Gemeinsam mit anderen dafür zu sorgen, dass es sehr kranken Menschen besser geht und die Patienten mit unserer Hilfe im besten Fall geheilt werden.
Dass wir uns ständig weiterentwickeln und uns nie mit dem Ist-Zustand zufriedengeben. Genau dieser hohe medizinische und auch menschliche Anspruch macht nach meiner Einschätzung einen großen Teil des Erfolgs im HDZ aus. Man muss einfach immer nach vorn schauen, um qualitativ ganz vorn zu sein. Zu wissen, dass man gut ist, reicht nicht aus. Wir arbeiten im HDZ gemeinsam mit großem Erfolg daran, uns auf allen für das Patientenwohl wichtigen Ebenen immer weiter zu verbessern. Daran beteiligt zu sein, macht mich beruflich zufrieden und glücklich.
Univ.-Prof. Dr. med. Vera von Dossow
Prof. Dr. Vera von Dossow ist seit 2018 Direktorin des Instituts für Anästhesiologie und Schmerztherapie im Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen.
Parallel dazu wurde sie im gleichen Jahr von der Ruhr-Universität Bochum zur Professorin des derzeit einzigen Lehrstuhls für Kardioanästhesie berufen. Zuvor war Prof. Dr. von Dossow 13 Jahre als Oberärztin an der Charité Universitätsmedizin Berlin und zuletzt an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätig. Sie ist unter anderem Sektionssprecherin der wissenschaftlichen Arbeitskreise Anästhesie der DGAI, 2. Sprecherin des Arbeitskreises Throraxanästhesie innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) sowie als DGAI-Delegierte Mitglied der Leitlinienkommission im Dachverband der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).