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Vor, während und nach der Narkose

Patientensicherheit auf höchstem Niveau: Das Institut für Anästhesiologie und Schmerztherapie.

4 Min.

Das von Prof. Dr. Vera von Dossow geleitete universitäre Institut für Anästhesiologie und Schmerztherapie ist für mehr als 7.500 Narkosen pro Jahr zuständig, die in den Kliniken des HDZ NRW durchgeführt werden. Das Institut versorgt herzkranke Patientinnen und Patienten, darunter Neonaten und Säuglinge unter einem Jahr, Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis ins hochbetagte Alter.

Ihre Vorgänger waren von 1984 bis 1998 Dr. Wolfgang Reichelt, von 1998 bis 2007 das Team Prof. Dr. Kazuo Inoue, Dr. Ulrich Hein und Dr. Friedrich Gölnitz und im Anschluss daran Prof. Dr. Ulrich Schirmer.  

Das anästhesiologische Spektrum umfasst alle Behandlungsbereiche der Herzmedizin am HDZ NRW und den dabei eingesetzten neuen Verfahren und Technologien einschließlich der Herz- und Lungentransplantation und Kunstherzimplantation. Das Institut arbeitet interdisziplinär eng mit der Klinik für Thorax und Kardiovaskularchirurgie, der Kardiologie und Rhythmologie sowie dem Zentrum für angeborene Herzfehler und dem Diabeteszentrum zusammen.

Ein Team von 36 Fachärzten und Fachärztinnen für Anästhesie mit spezieller Ausbildung im Bereich der Kardioanästhesie sorgt rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres zusammen mit einem hochqualifizierten Anästhesiepflegeteam für höchste Patientensicherheit – vor, während und nach der Narkose. Insgesamt betreut das Anästhesieteam neun OP-Säle sowie mehrere Herzkatheterlabore, die Gastroskopie und das MRT.  

Im Rahmen der Patientenaufklärung erfolgt eine Risikostratifizierung mit anschließender patientenindividueller Strategieplanung für das jeweilige Narkoseverfahren und intraoperative Management. Neben der Allgemeinanästhesie kommen auch differenzierte Analgosedierungskonzepte sowie eine multimodale Schmerztherapie zum Einsatz. Das Institut betreibt zudem eine kleine Intensiveinheit „Early Recovery after Cardiac Surgery  

ERACS-Unit“ nach internationalen Empfehlungen, in der die Patienten eine multimodale Schmerztherapie mittels Regionalanästhesie erhalten und frühzeitig nach der Narkose erwachen mit dem Ziel, sich möglichst rasch von dem operativen Eingriff zu erholen. Die postoperative Visite bis zum dritten postoperativen Tag ermöglicht uns, die Qualität des Anästhesieverfahrens zu überprüfen und direkt mit dem Patienten Schmerzintensität, Auftreten von Übelkeit oder Erbrechen, das Auftreten eines postoperativen Delirs oder auch andere eventuell aufgetretene Probleme direkt zu besprechen.  

Das universitäre Institut definiert sich als spezialisierter Hochleistungsbereich auf nationaler und internationaler Ebene, dessen sämtliche Verfahren dem aktuellen evidenzbasierten medizinischem Standard entsprechen. Langjährige Erfahrung und Expertise sowie eine apparative Ausstattung mit modernsten technischen Geräten zur Überwachung aller Organfunktionen garantieren insbesondere auch bei Hochrisikopatienten eine perioperative medizinische Betreuung, die dem aktuell höchsten medizinischen Standard entspricht. Das gilt nicht nur für die intraoperative Narkoseführung und das Gehirnmonitoring, sondern auch für die Überwachung der Herz-Kreislauffunktion. Hier kommen neueste Technologien der Herz-Kreislaufüberwachung und die transösophageale Echokardiographie zum Einsatz.  

Das Institut ist als Aus-, Fort- und Weiterbildungsbildungszentrum (ECHOZERT) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin zertifiziert. In Zusammenarbeit mit der „Europäischen Association of Cardiothoracic and Vascular Anesthesia and Intensive Care“ (EACTAIC) bietet das Institut seit 2019 ein dreijähriges, zertifiziertes curriculäres europäisches Weiterbildungsprogramm (zwei Jahre Erwachsenenanästhesie, ein Jahr Kinderherzanästhesie) für Anästhesistinnen und Anästhesisten an.  

Patientenindividuelle Narkoseführung 

Vor allem ältere Patienten haben aufgrund ihrer alterstypischen Veränderungen aller Organfunktionen ein erhöhtes Risiko für postoperative Komplikationen, wie z.B. das postoperative Delir. Seit 2020 hat das Institut für Anästhesiologie daher ein HDZ-weites Delirmanagement etabliert, so dass Risikopatienten frühzeitig durch Messmethoden erkannt und die perioperative Narkoseführung entsprechend patientenindividuell angepasst werden kann. Zudem werden die Patientinnen und Patienten durch ein interprofessionelles Team aus Pflegenden und Ärzten („Frailty-Team“ – die sogenannten OP-Paten) begleitet bis zum dritten Tag nach der Operation, d.h. regelmäßig besucht und auf Delirsymptomatik getestet.  

Das Institut setzt den wissenschaftlichen Schwerpunkt auf die klinische Versorgungsforschung und gliedert sich sehr gut in die Forschungsfelder der Ruhr-Universität Bochum ein. Die Arbeitsgruppen „HEART-BEAT“ und „Transfusion und Outcome“ beschäftigen sich durch Analyse großer Patientendatensätze mit der Überprüfung der Strategieplanungen mit dem Ziel, die perioperativen Behandlungspfade noch enger patientenindividuell abzustimmen. In der Versorgungsforschung engagiert sich das Institut in der Arbeitsgruppe „ERSAS“ mit den Schwerpunkten Altersmedizin, Gebrechlichkeit und kognitiven Funktionsstörungen wie vor allem dem postoperativen Delir. Hier arbeitet das HDZ-Institut in einer nationalen Kooperation mit der Berliner Charité-Universitätsmedizin und der Ludwig-Maximilians-Universität in München eng zusammen. Zudem bestehen internationale Forschungskooperationen u.a. zum anästhesiologischen Management bei Kunstherzimplantationen sowie bei Herz- und Lungentransplantationen.

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