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Professionelle Pflege

Im Gespräch: Dipl.-Pflegewirt (FH) Christian Siegling ist Pflegedirektor im Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen.

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Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ist stets auch an der Fluktuation abzulesen. Wie sieht es hier im HDZ NRW aus?

Sehr gut. Wir haben einen sehr stabilen Personalstamm und eine sehr niedrige Fluktuation. Ein Großteil der Mitarbeitenden ist seit vielen Jahren bei uns. Viele sind schon seit der Gründung vor 40 Jahren ununterbrochen dabei. Das ist ein großer Gewinn und zeigt uns, dass die Beschäftigten zufrieden sind und sehr gern hier arbeiten. Das HDZ NRW ist somit nicht nur in der Medizin, sondern auch in der großen Berufsgruppe der Pflege sehr gut aufgestellt.

Dipl.-Pflegewirt (FH) Christian Siegling ist Pflegedirektor im Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Pflegebereich des HDZ NRW beschäftigt? Kennen Sie alle?

Wir haben aktuell rund 900 Stellen in der Pflege und beschäftigen mehr als 1000 Mitarbeitende. Viele kann ich einer Abteilung zuordnen, kenne aber nicht jeden persönlich.

Wie gewinnen Sie in Zeiten des Fachkräftemangels gutes Personal?

Das ist ein schwieriges Feld. Wir stehen hier vor großen Herausforderungen. Ein wichtiger Pluspunkt ist, dass wir unsere eigenen Ausbildungskapazitäten deutlich erhöht haben. Bevor ich ins HDZ NRW gekommen bin, hat es hier genau 13 Auszubildende gegeben. Jetzt liegen wir bei etwa 100 Ausbildungsplätzen, wobei wir eine hohe Übernahmequote haben. Zudem gewinnen wir für die Pflege jedes Jahr rund 30 Nachwuchskräfte aus dem Ausland. Nicht zuletzt geben wir unseren Mitarbeitenden eine realistische Perspektive für die Karriereentwicklung. Wir fördern die Akademisierung im Pflegebereich und bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, Fortbildungen und Spezialisierungen wahrzunehmen. Ziel ist eben nicht nur eine erfolgreiche Akquise von motivierten Kräften. Sondern wir wollen unsere Beschäftigten auch mit einer großen Zufriedenheit im HDZ NRW halten.

Haben sich die Anforderungen an die Pflegekräfte verändert?

Ja, und das gilt nicht nur für uns als Spezialklinik. Der Beruf ist wesentlich technischer geworden. Zudem sind die Krankheitsbilder oft deutlich schwerer und komplexer als noch vor 15 oder 20 Jahren. Die Menschen, die heute mit einem Bypass oder einer Klappe versorgt werden, sind oft hochbetagt und leiden zudem an komplexen oder chronischen Erkrankungen. Genau das hat natürlich die Aufgaben und auch das Arbeitsfeld unserer Pflegekräfte stark verändert.  

Sind die Anforderungen mental und körperlich gestiegen?

Gebrechliche Menschen benötigen nun einmal einen höheren Unterstützungsbedarf in der Pflege. Die Operationen sind häufig sehr aufwendig und mit einem hohen Geräteeinsatz verbunden – entsprechend sind auch die Stationen mit modernster Medizintechnik ausgestattet. Die Pflegekräfte müssen damit im Arbeitsalltag umgehen können. Durch die zahlreichen zusätzlichen Anforderungen hat sich der Pflegeberuf insgesamt gesehen massiv verändert.

Was tun Sie, damit auch ältere Pflegekräfte bis zur normalen Rente bleiben? 

Das ist natürlich absolut wünschenswert. Gleichzeitig ist es aber schwierig, dieser sehr wichtigen Mitarbeitergruppe den Arbeitsalltag etwa bei der Arbeitszeit zu erleichtern. Wenn man ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Beispiel von eher ungünstigen und anstrengenden Dienstzeiten ausnehmen würde, müssten andere vermehrt genau diese Schichten übernehmen – und würden dann stärker belastet. Auch das kann Probleme bereiten. Grundsätzlich versuchen wir, die Arbeit im HDZ so attraktiv zu gestalten, dass unsere Mitarbeitenden gern auch über viele Jahre bis zum normalen Eintritt ins Rentenalter bei uns sind.

Wird es in zehn Jahren noch genügend Pflegekräfte geben?

Nein, nicht ohne substanzielle Veränderungen in der Krankenhausstruktur. Wir müssen zum Beispiel den Weg der Zentralisierung für spezialisierte Leistungen weitergehen. Es wird auch nicht ohne einen Bettenabbau gehen. Nicht zuletzt muss es in Deutschland aus meiner Sicht zu einer weitgehenden Veränderung des Gehaltsgefüges kommen. Wir müssen hier den Anforderungen entgegenkommen, die motivierte und leistungsbereite junge Menschen an ihren Job haben: Sie möchten eine Tätigkeit haben, die sie fordert und in der sie sich einbringen können. Großer Wert wird zudem auf verträgliche Arbeitszeiten und gute Möglichkeiten zur Karriereentwicklung gelegt – all das vor dem Hintergrund, dass auch die Bezahlung stimmen muss. 

Versuchen Sie, dem im HDZ NRW mit interessanten Angeboten entgegenzusteuern?

Erst einmal haben wir im monetären Bereich ein Zulagenkonzept, mit dem besondere Leistungen zusätzlich vergütet werden. Wir unterstützen unsere Pflegekräfte auch sehr stark in der Weiterbildung und der beruflichen Karriereentwicklung – inklusive der Installierung von bestimmten Rollen von Pflegetätigkeiten und pflegerischen Aufgaben, für die man sich besonders qualifizieren kann. Wer möchte, kann sich im HDZ NRW weiterentwickeln und mehr Verantwortung übernehmen, was dann natürlich auch mit einem Plus beim Gehalt verbunden ist.  

Was sind besondere Stärken im Pflegebereich?

Ganz vorn möchte ich die hohe Identifikation mit unserer Patientenklientel und unserem Haus nennen. Ich sehe in der Pflege ein stark ausgeprägtes, sehr patienten-orientiertes Arbeiten. Jeder einzelne möchte ganz einfach zum Wohl der Patientinnen und Patienten und zum Erfolg des Hauses beitragen. Diesen angenehmen Eindruck gewinne ich tatsächlich jeden Tag aufs Neue – unabhängig davon, auf welcher Station ich unterwegs bin.

Vielfalt der Pflege am HDZ NRW: Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auf den Stationen, in Ambulanzen und Spezialambulanzen, in der Intensiv- oder Anästhesiepflege, im OP, in den Herzkatheterlaboren und vielen weiteren Funktionsbereichen beschäftigt.

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