Die erste Herztransplantation wurde am 2. Dezember 1967 durch den Chirurgen Christiaan Bernard in Kapstadt/Südafrika durchgeführt und war seinerzeit eine Sensation, die auf der ganzen Welt für Schlagzeilen sorgte. Genau 430 Tage später wurde am 13. Februar in München unter Leitung des Chirurgen Rudolf Zenker das erste Herz in Deutschland verpflanzt. Es folgten weitere Eingriffe, die zunächst aber alle das gleiche Problem hatten: Trotz einer erfolgreich durchgeführten Operation war die Überlebenszeit der meisten Patienten gering.
Dies änderte sich in den achtziger Jahren. Die Entdeckung spezieller Immunsuppressiva mit effektiver Unterdrückung einer Abstoßung und weniger Nebenwirkungen verringerte das Risiko für gefährliche Komplikationen. Seitdem hat sich die Erfolgsquote der Eingriffe immer weiter verbessert. Heute ermöglicht eine Herztransplantation vielen Patientinnen und Patienten eine deutlich längere Lebenszeit mit einer vergleichsweise guten Lebensqualität. Inzwischen wurden weltweit in rund 300 Zentren mehr als 55.000 Menschen mit einem Spenderherz versorgt. Das HDZ NRW zählt mit bislang rund 2.800 Eingriffen weltweit zu den Herztransplantationszentren mit den höchsten Transplantationszahlen.
„Eine Herztransplantation kommt für Patienten mit einer schweren lebensbedrohlichen Herzschwäche in Frage, die anderweitig nicht mehr behandelbar ist“, erklärt Prof. Dr. Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie sowie Ärztlicher Direktor des HDZ NRW. Ob der Einsatz eines Spenderherzens die einzige lebensrettende Option ist, wird daher zunächst mit umfangreichen Voruntersuchungen geklärt, die ambulant am Heimatort oder im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts im Herzzentrum erfolgen können.
Die Diagnostik umfasst neben einer Darstellung der Herzkranzgefäße viele weitere Untersuchungen wie einen Ultraschall des Herzens sowie Druckmessungen in den Herzkammern in Ruhe und unter Belastung zur Überprüfung der Pump- und Leistungsfunktion des Herzens. Zugleich werden dabei die Dringlichkeit und Risiken des Eingriffs beurteilt. Wenn nach Abschluss der Voruntersuchungen klar ist, dass es keine andere sinnvolle Behandlungsmöglichkeit gibt, wird der Patient darüber in einem ausführlichen Gespräch informiert. Zentrale Vergabestelle für Spenderorgane innerhalb eines Länderverbundes, dem auch Deutschland angeschlossen ist, ist die Stiftung Eurotransplant im niederländischen Leiden.
Voraussetzung für die Entnahme eines Spenderherzens ist, dass der Hirntod des Spenders von zwei unabhängigen Ärzten bescheinigt wurde, die nichts mit der Transplantation zu tun haben. Außerdem muss der Verstorbene sein Einverständnis zur Organspende zu Lebzeiten dokumentiert haben, andernfalls entscheiden dies seine Angehörigen.
HTx-Koordinatoren im Transplantationszentrum werden von Eurotransplant benachrichtigt, sobald ein passendes Spenderherz zur Verfügung steht. Das Transplantationszentrum prüft dann, ob das Spenderorgan wirklich für den vorgesehenen Empfänger geeignet ist, was leider nicht immer der Fall ist. Bei einem positiven Ergebnis wird der Empfänger sofort ins HDZ beordert, sofern er dort nicht bereits stationär behandelt wird. Zugleich macht sich ein Entnahmeteam aus Bad Oeynhausen ohne Zeitverzug auf den Weg zum Spenderkrankenhaus.
Vor der OP erfolgen zunächst weitere Untersuchungen. Dabei wird festgestellt, ob eine Durchführung der Transplantation möglich ist oder etwa wegen einer akuten Infektion unterbleiben muss. Dazu erfolgt unter anderem eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs. Für den Erfolg einer Herztransplantation ist insbesondere entscheidend, dass das Spenderherz nur für möglichst kurze Zeit außerhalb des Körpers gewesen ist, betont Prof. Dr. Gummert: „Das Zeitfenster von der Entnahme bis zur Implantation beträgt maximal fünf bis sechs Stunden.“
Wie bei anderen großen Herzoperationen wird auch bei einer Herztransplantation immer eine Herz-Lungen-Maschine zur Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen des Patienten eingesetzt. Bei der Transplantations-OP wird zunächst das kranke Herz entfernt, wobei aus nahttechnischen Gründen ein Teil der Hinterwand der Herzvorhöfe an Ort und Stelle verbleibt. Anschließend wird das neue Organ zügig und präzise mit den Empfängeranteilen verbunden. Dafür erfolgt eine zirkuläre Einnaht zunächst am linken und dann am rechten Vorhof. Anschließend werden die Lungenschlagader und zum Schluss die Aorta mit dem neuen Herzen verbunden.
Die Operation ist in der Regel nach zweieinhalb bis vier Stunden abgeschlossen. In einigen Fällen – etwa bei Patienten mit einem System zur Kreislaufunterstützung – kann der Eingriff einige Stunden länger dauern. Nach der Herztransplantation wechselt der Patient auf die Intensivstation. Im weiteren Verlauf der Behandlung steht neben der Überwachung der Herz-Kreislauffunktion vor allem die Fortsetzung der immunsuppressiven Therapie im Mittelpunkt, mit der vor und nach dem Eingriff mögliche Abstoßungsreaktionen des körpereigenen Abwehrsystems unterdrückt werden.
Wenn sich der Zustand des Patienten stabilisiert hat, wechselt er auf die Transplantationsstation, wo die Nachsorge inklusive Einleitung der individuellen Feinabstimmung der nach dem Eingriff erforderlichen Dauermedikation beginnt. Dazu gehört auch, dass der Patient angeleitet wird, wie er wichtige Vitalwerte wie etwa den Blutdruck und die Pulsfrequenz selbstständig messen und dokumentieren kann. Zum Klinikaufenthalt im HDZ NRW gehört auch, dass der Patient und seine Angehörigen den Mitarbeitenden der Station alle Fragen stellen können, die aus ihrer Sicht zur Vorbereitung auf das Leben zu Haus wichtig sind. Nach der Herztransplantation sind die medikamentöse Einstellung und Erholung des Patienten nach rund drei bis vier Wochen zumeist so gut gelungen, dass er die Klinik verlassen kann.
Nach dem Aufenthalt im Transplantationszentrum muss ein herztransplantierter Mensch weiter genau auf sich achtgeben. Dazu gehört insbesondere die Fortsetzung des postoperativen Bewegungstrainings, mit dem im HDZ NRW möglichst bereits am ersten Tag nach dem Eingriff noch im Krankenbett begonnen wird. Die Patienten sollen durch die Transplantation auch ihre Mobilität zurückgewinnen, erklärt Prof. Dr. Jan Gummert: „Ein wichtiges Ziel ist, dass körperliche Belastungen wie Spaziergänge oder auch moderater Sport wieder ohne Luftnot möglich sind.“
Auf dem Weg dahin werden die Patienten mit verschiedenen Aufbaumaßnahmen unterstützt. Dazu zählen zunächst das Grundlagentraining am Fahrradergometer zur Verbesserung der Ausdauer und Stärkung der Beinmuskulatur. Dazu kommt eine für jeden Patienten individuell zusammengestellte Physiotherapie, um auch muskuläre Schwächen beheben zu können. Nicht zuletzt müsse nach einer Transplantation alles dafür getan werden, um den Patienten vor Komplikationen wie insbesondere einer Lungenentzündung zu schützen.
Zur ambulanten Nachsorge nach dem Klinikaufenthalt gehören Kontrolluntersuchungen in regelmäßigen Abständen im HDZ NRW in Bad Oeynhausen. Bei einem guten Verlauf können die Untersuchungsabstände nach und nach verlängert werden. Die Untersuchung umfasst neben einer Blutentnahme und einem EKG meistens auch eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs und ein Ultraschall vom Herzen. Darüber hinaus kann auch eine Herzmuskelbiopsie erforderlich sein. Im Einzelfall kann sich zeigen, dass ein kurzer stationärer Aufenthalt zur weiteren Abklärung nötig ist.
Die Untersuchungsergebnisse werden in einem Abschlussgespräch mit dem Ambulanzarzt besprochen, wobei hier auch Fragen wie etwa zur künftigen Medikation geklärt werden. Für die weitere Behandlung beim Hausarzt wird dem Patienten ein Arztbrief mit allen wichtigen medizinischen Informationen mitgegeben. Beim Hausarzt bzw. Kardiologen wird dem Patienten regelmäßig Blut abgenommen und die Wirkung der zur Immunsuppression eingesetzten Medikamente überprüft. Sämtliche Werte werden weiterhin im HDZ-Labor kontrolliert. Auffälligkeiten können somit sofort abgeklärt und, wenn nötig, im Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen weiterverfolgt werden.
Die Stiftung Eurotransplant mit Sitz in Leiden/Niederlande ist in acht europäischen Ländern mit zusammen rund 137 Millionen Einwohnern verantwortlich für die Zuteilung von Spenderorganen. Zu den Ländern gehören neben Deutschland auch Belgien, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Slowenien und Ungarn. Aus den Mitgliedsstaaten speisen aktuell 79 Transplantationszentren ihre Daten in die zentrale Eurotransplant-Datenbank ein, wobei neben Spenderherzen auch andere lebenswichtige Organe nachgefragt werden. Die Daten eines neu gemeldeten Spenders werden ebenfalls in der Datenbank erfasst und mit den Nachfragen aus den Transplantationszentren abgeglichen. Danach zählt jede Minute, da für die Transplantation eines Spenderorgans immer nur ein enges Zeitfenster von zumeist nur wenigen Stunden zur Verfügung steht.