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Mit Erfolg und Herz

Im Gespräch: Dr. Karin Overlack ist Geschäftsführerin des Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen.

8 Min.

40 Jahre HDZ sind auch 40 Jahre gesundes Wachstum. Lässt sich dieser Kurs fortsetzen?

Wir sind derzeit in der Situation eines maximalen Umbruchs in der Krankenhauslandschaft. Ehrlich gesagt, lässt sich aktuell kaum genau prognostizieren, wo wir in Deutschland in fünf oder zehn Jahren stehen werden, weil dafür entscheidende, vom Bund und Land gesetzte Rahmenbedingungen noch nicht konkret erkennbar sind. Wir sind einerseits an einem Punkt, an dem der Gesetzgeber eine andere Organisation der Krankenhauslandschaft mit einer verstärkten Zentralisierung und dem Wegfall kleinerer Krankenhäuser vorsieht. Das würde für das HDZ automatisch ein weiteres Wachstum bewirken. Auf der anderen Seite wird die Krankenhausfinanzierung umorganisiert, was nach ersten Einschätzungen dazu führt, dass ein weiteres Wachstum wirtschaftlich nahezu unmöglich wird. Wir stehen also mitten in einem Dilemma, bei dem das größte Problem ist, dass wir bislang nicht wissen, wohin die Reise genau gehen soll. 
Entscheidende Fragen für uns sind etwa, was aus der Krankenhausplanung des Landes Nordrhein-Westfalen wird und wie sich der Bund in Zukunft die Finanzierung der Krankenhäuser vorstellt. Das sind Faktoren, die auch für das HDZ äußerst wichtig sind, auf die wir aber keinen Einfluss haben. Wie wir mit den jeweiligen Entscheidungen umgehen, können wir erst sagen, wenn diese feststehen.

Dr. Karin Overlack ist Geschäftsführerin des Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen.

Ist die Geschäftsführung im HDZ für Sie eine besondere Herausforderung?

Das HDZ zu leiten, ist etwas ganz Besonderes. Für mich war das HDZ schon lange, bevor ich nach Bad Oeynhausen kam, eines der ganz wenigen Zentren, die in Deutschland für Exzellenz in der Herzmedizin und Diabetologie stehen. Ich hatte das HDZ erstmals bei einem Besuch im Jahr 2007 – zu einer Zeit, als ich das Universitäre Herzzentrum des UKE in Hamburg geleitet habe – sowie danach bei weiteren Kontakten kennengelernt. Als sich dann in 2015 die Chance ergab, die Geschäftsführung des HDZ zu übernehmen, habe ich mich klar für Bad Oeynhausen entschieden, obwohl ich meinen Hauptwohnsitz und meine Familie weiterhin in Hamburg habe. Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut.

Was ist für Sie persönlich ein guter Arbeitstag?

Für mich ist es ein guter Tag, wenn wir uns mit unserer Arbeit auf das konzentrieren können, wofür wir eigentlich da sind, und es nicht zu viele Nebenschauplätze gibt. Das bedeutet, dass wir uns mit dem gesamten Team auf höchstem Niveau um eine optimale Versorgung unserer Patientinnen und Patienten kümmern können. Hierfür arbeitet bei uns ein Team mit mehr als 2.500 Beschäftigten über Ärzte, Pflege- und Funktionspersonal bis hin zum Controlling, Einkauf und der Finanzbuchhaltung an 365 Tagen des Jahres, 24 Stunden am Tag, mit großem Können und Einsatz zusammen. Wie in einer bestens funktionierenden Maschine greift hier meistens jedes Zahnrad reibungslos in das andere. Alle Mitarbeitenden leisten ihren Beitrag, dass das HDZ mit einem Umsatz von rund 300 Millionen Euro pro Jahr am Laufen gehalten wird und zukunftsfähig bestens aufgestellt ist. Und wenn ich dann in fröhliche Gesichter von Kolleginnen und Kollegen und auch von Patientinnen und Patienten schaue und noch etwas Zeit habe, über die weitere strategische Ausrichtung unseres Hauses nachzudenken, dann ist mein Tag perfekt.

Ist das Medizinische das Entscheidende?

Ja, für ein Krankenhaus würde ich das ganz klar so sehen. Dabei gilt aber auch für das HDZ, dass letztlich nur eine gute Wirtschaftlichkeit das hohe Maß an Freiheitsgraden ermöglicht, das für die Bereitstellung hervorragender medizinischer Leistungen erforderlich ist. Wir hatten bisher stets die Möglichkeit, auch mit eigenen Mitteln zu reinvestieren und das Zentrum auf Top-Niveau zu halten. Das erkennt man auch als Laie bei einem Gang durch unser Haus – im HDZ sieht es eigentlich überall schön und gepflegt aus. Noch wichtiger ist aber eigentlich ein Blick hinter die verschlossenen Türen: Hier wird überall schnell deutlich, wie hoch der technische Standard ist. All das lässt sich aber nur realisieren und sicherstellen, wenn vor Ort die dafür erforderlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden.

Was machen Sie, wenn ein Chefarzt mit dem Wunsch zu Ihnen kommt, dass fünf Millionen Euro für ein neues Gerät ausgegeben werden?

Dann schauen wir uns das an und überlegen gemeinsam, ob die Ausgabe für das Gerät wirklich durch seinen medizinischen Nutzen gerechtfertigt ist. Das Nächste ist dann, dass ein Businessplan erstellt wird, aus dem ersichtlich wird, ob sich das Gerät früher oder später amortisieren kann. Wir geben kein Geld für Dinge aus, die aus medizinischer Sicht nicht notwendig sind. Entscheidend ist immer, dass die Investition unseren Patientinnen und Patienten zugutekommt. Bei einem echten qualitativen Quantensprung würden wir auch die Wirtschaftlichkeit hinten anstellen.

Hochleistungsmedizin geht also nicht ohne solide Finanzen...

Das ist tatsächlich ein Thema, das mich für die Zukunft sehr bewegt. Dem Grunde nach würde ich diesen Satz genau so unterschreiben. Das gilt umso mehr, je stärker man hart im Wind des medizinischen Fortschritts segelt. Noch einmal: Auch oder gerade für das HDZ gilt, dass wir uns Hochleistungsmedizin nur leisten können, wenn wir auch wirtschaftlich entsprechend aufgestellt sind.

Was wäre, wenn Sie einen Wunsch frei hätten?

Dann würde ich mir tatsächlich wünschen, dass wir das in bewährter Weise fortsetzen können, was wir im HDZ 40 Jahre getan haben: Unseren Patientinnen und Patienten mit absoluter medizinischer und pflegerischer Maximalversorgung helfen zu können. Mein Ziel wäre daher, unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit auf die Zukunft zu projizieren und auf dieser Grundlage wie gewohnt ein gesundes Wachstum zu erzielen. Genau das hat uns immer stark gemacht.

Gibt es Situationen, die Sie beim Gang durch das Haus glücklich machen?

Da gibt es sehr viele. Etwas ganz Profanes ist, dass es hier nach meinem Empfinden nicht nach Krankenhaus riecht oder aussieht. Mich freut persönlich ganz besonders, dass man nahezu in jedem Gespräch merkt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stolz auf ihr Haus sind und gern zur Arbeit kommen. Dieses positive Grundgefühl wird im Alltag zwar mitunter ein wenig getrübt, ist aber eigentlich immer vorhanden. Als Geschäftsführerin an der Spitze eines derart motivierten und qualifizierten Teams zu stehen, ist natürlich sehr angenehm und zusätzlicher Ansporn, auch in Zukunft mit ganzem Herzen für den Erfolg des Hauses und die Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten zu arbeiten.  

Urkundenverleihung zur Mitgliedschaft in der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld im Mai 2023: (v.l.) Prof. Dr. med. Wolfgang Burchert, Dr. Frank Lohkamp, Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Prof. Dr. med. Philipp Sommer, Prof. Dr. med. Claudia Hornberg, Prof. Dr. med. Volker Rudolph, Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe, Prof. Dr. med. Cornelius Knabbe, Prof. Dr. med. Jan Gummert, Prof. Dr. med. Stephan Schubert, Prof. Dr. med. Vera von Dossow und Dr. Karin Overlack (Foto: Norma Langohr).

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